Der Traum vom "intelligenten Zuhause"

17.12.2019 | Alexander Breitenbauer | Smart-Home

Mehr Sicherheit, Zeitersparnis, niedrigere Energiekosten, Wirtschaftlichkeit und Komfort - wer will das nicht?

Eine intelligente Hauselektronik, die sich per Fernbedienung von der Couch aus oder von unterwegs, problemlos steuern lässt. Die Vernetzung von Haustechnik und Geräten sowie Dienstleistungen gewinnen in privaten Haushalten zunehmend an Bedeutung und sorgen für mehr Wohnqualität und Erleichterung im Alltag.

Längst ist der Consumer-Markt auf den Geschmack der "Smart Home"-Möglichkeiten gekommen, was nicht zuletzt die Premieren auf der IFA 2018 und CES 2019 zeigen. Waren bis jetzt Rauchmelder, Jalousien, Lampen, Heiz- u. Lüftungsanlage aber auch Fernseher, Stereoanlagen & Co. noch von Hand zu regulieren, so sind mit der intelligenten Smart Home-Technologie die Geräte untereinander vernetzt. So kommuniziert beispielsweise der Wäschetrockner mit dem Smartphone oder Tablet und sendet eine Nachricht, wenn der Vorgang abgeschlossen ist oder eine Störung vorliegt. Mit einem direkten Befehl hat man das Problem auch schon wieder behoben.

Ob für die Sicherheit, als Haushaltshelfer oder als Multimedia-Gerät – Außenkameras, Saugroboter, Kaffee-Automaten und vieles mehr erfreuen sich bereits großer Beliebtheit in vielen Haushalten. Die Möglichkeit, den Alltag zu automatisieren und angenehmer gestalten zu können lässt sich auf verschiedenste Art und Weise umsetzen.

Amazon, Apple, Google – die ganz Großen im Technik- und Online-Bereich sind ausschlaggebend für den Boom rundum das Thema Smart Home. Sei es Amazon mit Alexa und Echo, Apple mit dem Apple HomeKit und Siri und Google mit Google Home und Assistant, Sprach-Assistenten werden von den Technikriesen stets weiterentwickelt.

Die Anwendung von Smart Home Paketen in der Praxis kann man in den USA bereits gut beobachten. Inzwischen relativ beliebt sind Haustürkameras und ferngesteuerte Türschlösse. Vernetzte Smart Home-Geräte ermöglichen es inzwischen vom Büro aus über das Smartphone die Haustür z.B. für sich ausgeschlossene Kinder zu öffnen. Diese Anwendung liegt auch im Fokus von „Amazon Key“. Über Amazons vernetztes smartes Türschloss soll der Prime Kunde zunächst den Amazon-Boten ins Haus lassen. Mit einem speziellen Gerät wird der Code auf dem Paket gescannt, was eine Anfrage an die Cloud schickt. In der Cloud wird die Anfrage bearbeitet und bei Kompatibilität schaltet sich die Kamera ein und filmt die Paketzustellung, sodass der Kunde sich sicher sein kann, dass alles mit rechten Dingen zuging. Dieses Verfahren soll aber nicht die einzige Anwendung bleiben. Mithilfe der Cloud soll der Nutzer aus der Ferne Berechtigungen erteilen können und das smarte Schloss nicht nur für Amazon Paketlieferungen nutzen. Die Auswahlmöglichkeit der „inhouse delivery“ durch einen Amazon-Boten wird erst freigeschaltet, wenn man das Paket für ca. 250$ installiert hat, die besondere Zustellart ist allerdings in der Prime-Mitgliedschaft inbegriffen.

Auch für Einsteiger geeignet

Der Traum ist schon lange kein Traum mehr und kann gleich im Neubau integriert oder problemlos nachgerüstet werden. Der Weg zum "Smart Home" ist mit aktuellen Modul-Lösungen per Stromnetz als Datenleitung oder Funk im Nahbereich geebnet.

Um es Einsteigern leicht zu machen, bieten Hersteller Pakete an, die für persönliche Belange geeignet sind. So regeln beispielsweise Funkthermostate die Heizanlage und per App gesteuerte Funksteckdosen integrieren alte Geräte und Lampen, mit herkömmlichen Glühbirnen, ganz einfach in das Smart Home.

Im Idealfall sollte dies bezahlbar, sicher, komfortabel, energieeffizient und simpel einzurichten sein, aber auch nachrüstbare Alternativen bieten.

Es zeigt sich immer wieder: Möglichkeiten gibt es viele. Doch welche Alternative ist die beste Lösung für das Eigenheim? Neben Unternehmen, wie RWE, Mobilcom-Debitel, der Deutschen Telekom und Belkin bieten weitere spezialisierte Firmen, darunter Codeatelier, Tado, Lupus Electronics, eQ-3 und Loxone, Smart Home-Lösungen an. Von All-in-One, bei denen die entsprechenden Systeme über eine Schaltzentrale auf verschiedene Geräte zugreifen, über individuelle Angebote für Einzellösungen, ist alles dabei. Die Liste der Angebote ist breit gefächert und macht es schwierig einen konkreten Tipp abzugeben, da unterschiedliche Pakete mit verschiedenen Lösungen angeboten werden.

So macht es durchaus Sinn sich eingehend bei den jeweiligen Herstellern zu informieren, um herauszufinden was am besten in den eigenen vier Wänden, den individuellen Wünschen entsprechend, geeignet ist.

Achtung: Bei einigen Smart Home Anbietern zahlt man teilweise einen monatlichen oder jährlichen Betrag für den ferngesteuerten Zugriff per App oder auch für die temporäre Speicherung der Daten in der herstellereigenen Cloud. Beim Kauf oder Vergleich auch hierauf achten.

Klein und raffiniert

Das sind die technischen Gadgets, die in Verbindung mit Smart Home angeboten werden. So hat beispielsweise D-Link ein ganzes Repertoire an Raffinessen im Petto, die für den ein oder anderen Anwender durchaus Sinn machen.

Darunter ein Wasserlecksensor, der eine Nachricht sendet sobald im Haus bzw. der Wohnung Wasser austritt oder aber einen Tür/Fenster-Sensor für den Fall, dass eine Tür oder ein Fenster geöffnet wird, obwohl man sich nicht zu Hause aufhält. Aber auch viele andere Hersteller rüsten in Sachen Smart Home-Gadgets auf. Mittlerweile gibt es viele Spielereien aber auch nützliche Kleinigkeiten, die den Alltag vereinfachen und den Urlaub fern von zu Hause, sorgloser genießen lassen.

Trend: Smart Home – Was sagen die Experten?

Einer Umfrage des Forschungsunternehmens Statista zufolge verwenden im Jahr 2019 7,7 Millionen Haushalte Produkte aus dem Smart Home-Bereich.

Auf der CES 2019 war der Trend in Richtung Smart Home ganz klar erkennbar.So gab Amazon bekannt, dass aufgrund millionenfacher Nachfrage von Kunden Alexa fürs Auto eingeführt wird. Amazon Echo Auto ist bereits im Entwicklungsprozess für den US-Markt. Die deutschen Interessenten dürfen schon gespannt sein. Prinzipiell ähnelt das Gadget dem klassischen Alexa-Lautsprecher, jedoch mit zusätzlichem standortabhängigem Bestandteil.

Die Statista Smart Home-Untersuchung zeigt darüber hinaus, dass weltweit der Markt in diesem Bereich innerhalb von zwei Jahren um 67% gestiegen ist. In Deutschland verwenden bereits 7,7 Millionen Haushalte Smart Home-Geräte.

Kein Vorteil ohne Nachteil

Schwachstelle Sicherheit

Wie Ergebnisse des Norton Cyber Security Insights Report zeigen, wurden von rund 24 Prozent der Deutschen keinerlei Sicherheitsvorkehrungen für Smart Home-Geräte im Eigenheim getroffen. Angefangen bei unzureichendem Passwortschutz bis hin zur Absicherung des Routers und Aktualisierung der Firmware. Ergo, leichte Ziele für Hackerangriffe, die die mangelnde Sicherheit vieler Geräte ausnutzen, Virenprogramme verbreiten und so erheblichen Schaden anrichten können.

Immer mehr Unternehmen, aber auch private Haushalte werden Opfer von Cyber-Kriminellen. Wie wichtig eine gute Ausstattung auf dem Weg in das "intelligente zu Hause" ist, zeigt sich an der im Mai 2017 stattgefundenen Cyber-Attacke auf die Deutsche Bahn und Krankenhäuser in Großbritannien. Berichten zufolge waren die Rechner nicht auf dem neuesten Stand.

Weitere Vorfälle

  • mit Live-Aufnahmen im Internet von Webcams und Babyphonen aus privaten Haushalten oder
  • Haustechniksysteme, die plötzlich unter Kontrolle fremder Menschen waren und so den Verriegelungsmechanismus lahmlegen, Fenster und Türen öffnen oder die Alarmanlage deaktivieren

sind keine Einzelfälle mehr.

Ein einfaches Standard-Passwort reicht Cyberkriminellen oft schon aus, um das "intelligente Zuhause" auf den Kopf zu stellen. Nicht nur das, es können Geräte zu einem Botnetz zusammengeschlossen werden, um an größere Ziele zu gelangen. Auch wenn die Anforderungen an den Datenschutz in Deutschland hoch sind, so machen Hacker mit schlecht geschützten Geräten, leichte Beute.

Schwachstelle Anbietervielfalt

Eine weitere Schwachstelle ist die Vielfalt der Anbieter. So erfrischend es auch sein mag, dass Startup-Unternehmen mitmischen, so nachteilig kann das für den Nutzer sein. Denn leider gibt es keinen Übertragungsstandard, der sich bei den Herstellern durchgesetzt hat. So ist es ratsam bereits im Vorfeld zu prüfen, ob eine Funk- oder Kabelübertragung zum Einsatz kommen soll. Dazu ist zu sagen, dass im Vergleich eine Funkübertragung unproblematisch und flexibel ist, hingegen die Übertragung per Kabel mehr Kosten und Aufwand darstellt. Außerdem sollte bereits vorab geprüft werden, ob sich die Komponenten unterschiedlicher Hersteller in ein System einbinden lassen und welche Möglichkeiten des Nachrüstens angeboten werden.

Schwachstelle Kosten

Leider sind für viele Konsumenten, die Smart Home gern nutzen würden die Kosten zu hoch. Während beispielsweise ein klassischer Rauchmelder bereits unter 20 Euro zu haben ist, muss man für Smart Home- Produkte, die denselben Zweck erfüllen gleich über 100 Euro hinblättern. Wer sich also eine Komplettausstattung im Sinne von Smart-Home zulegen möchte, muss je nach Möglichkeiten und Wünschen etwas tiefer in die Tasche greifen.

Auch hier gilt es sich im Vorfeld über Angebote und Möglichkeiten bei den Herstellern ausreichend zu informieren.